Jürgen

Löhle

Freier Journalist


Normale Härte

Je älter man wird, desto weniger wundert man sich über den Wahnsinn, der um einen herum tobt. Trotzdem bleiben genug Geschichten und Begebenheiten die man noch ein bisschen einordnen oder zuspitzen kann – am besten in einem Blog.

Ich will es warm haben

September 10, 2015Jürgen Löhle0 Kommentare

Regeln sind wichtig, sie geben Halt und Orientierung in einer komplizierten Welt. Die Kehrwoche ist das Paradebeispiel. Regeln markieren aber auch, was ein Mensch nach Meinung anderer alles aushalten sollte. Zum Beispiel Kälte. Es gilt hierzulande als ausgemachte schwäbische Tugend, die Heizung auf keinen Fall vor dem 1. Oktober anzuschalten. Wer das trotzdem tut, ist ein wüster Verschwender, ein Weichei und überhaupt ein obachener Mensch. Das möchte natürlich keiner so gerne sein, aber abends in langen Unterhosen und Daunenjacke die eingeflossene polare Kaltluft im schlecht isolierten Wohnzimmer aushalten auch nicht. Aber keine Bange – wir präsentieren einige Tipps, wie man Nachbarn den rauchenden Kamin im September erklären kann, ohne in den Verdacht zu geraten, ein verschwendungssüchtiger Schwächling zu sein.

Tipp 1: Die Heizung laufe nur zu Testzwecken, die eine behördlich angeordnete emissionstechnische Nachuntersuchung nötig gemacht hat. Tipp 2: Eine in Mitteleuropa seltene Stoffwechselstörung des Meerschweinchens erfordere für die kommenden drei Tage eine konstante Raumtemperatur von 24 Grad. Tipp 3: Oma hat Krupphusten. Tipp 4: Opa hat Krupphusten. Wer keine Haustiere hat und auch nicht generationenübergreifend wohnt, kann noch hinter vorgehaltener Hand eine hehlinge Schnapsbrennanlage im Keller als Grund angeben. Das adelt eher. Also heizen Sie ruhig weiter und in drei Wochen darf man es dann ja auch.