Jürgen

Löhle

Freier Journalist


Normale Härte

Je älter man wird, desto weniger wundert man sich über den Wahnsinn, der um einen herum tobt. Trotzdem bleiben genug Geschichten und Begebenheiten die man noch ein bisschen einordnen oder zuspitzen kann – am besten in einem Blog.

Servus die Wadeln

Dezember 3, 2014Jürgen Löhle1 Kommentar

Als Best-Ager, also als Mensch jenseits der 50, hat man ja nicht mehr allzu viel zu sagen. Das Interesse der Werbeindustrie am Mensch endet mit 49, die Kinder finden ihre Alten in Facebook peinlich, bei DSDS darf man auch nicht mehr mitmachen, aber, ob man es glaubt oder nicht, wir fahren immer noch Ski. Und damit das auch so bleibt, ein paar Bitten aus dem Vorhof des Altersheims, schließlich füllen wir Best-Ager ja auch abseits der Ferienzeit die Betten. Und wir kaufen den besseren und teureren Wein als die Jungen. Also zuhören.

Bitte Nummer 1: Seid so gut und denkt beim Neubau von Skihütten daran, dass man mit den klobigen Skistiefeln nur schwer Treppen steigen kann. Dummerweise ist in einer normalen, urigen Hüttn‘ der Lokus IMMER im ungeheizten Keller, die Treppe dorthin IMMER, eng, steil, nass und voll. Schon junge, orthopädisch noch kerngesunde Menschen, stolpern den Notdurft-Laufsteg hinab, als hätten sie drei Bandscheibenvorfälle auf einmal. Selbst der eleganteste Skilehrer wirkt da ein wenig hüftsteif und wenn unsereins mit zwei, drei Schnapserl im Blut abwärts wackelt, droht der Kreuzbandriss. Es muss ja nicht gleich die Rolltreppe zum Klo sein, wie auf dem Südtiroler Kronplatz. Aber ebenerdig wäre schon nett.

Nummer2: Bitte, bitte verschrottet die letzten alten Sessellifte, die sich nicht von selbst auskuppeln und dir mit Karacho die Kniekehlen zertrümmern. Es gibt zwar Menschen, die man früher „Lift-Toni“ nennen durfte (heute: Aufstiegshilfe-Assistant-Supervising-Manager), die nehmen aber nur für fesche Madeln den Schwung aus dem Sessel. Früher hat man sich mit einer eleganten Halbdrehung und ausgestrecktem Arm dem rasenden Stahlstuhl erwehren können. Wer aber jenseits der 50 kein Yoga macht oder kein genetischer Günstling ist, verhakt sich dabei gerne ratzfatz den Ischias. Nebenbei – es gibt in den Alpen auch noch vereinzelt Einzel-Tellerlifte mit ausgeleiertem Federzug. Das sind Kastrationsmaschinen erster Güte, wobei das, abgesehen von den Schmerzen, eigentlich nicht schlimm wäre. Eine späte Vaterschaft gönnen sich hierzulande schließlich nur Rockstars, Schauspieler oder Politiker.

Dritte Bitte: Schaltet das Techno-Gewummer an den Schneebars ab. Dumpfe Bässe können durchaus Lawinen auslösen und erinnern in ihrer Nervigkeit an Jugend-Boutiquen. Es muss ja nicht unbedingt der Hinterseer sein (Servus die Wadln), aber ein wenig alpine Folklore täte schon passen. Wenn nicht hier, wo dann? Auf jeden Fall ist Almdulijöh besser als Rammstein auf 2500 Meter oder Sauflieder von Menschen, die keiner kennt und die wohl nicht mal prominent genug fürs Dschungelcamp wären.

Und schließlich: Bitte, bitte, liebes Skivolk, kauft euch Mützen, die nicht aussehen wie dämliche Faschingskappen, schlechte Perücken oder die übergroße Mausohren dran haben. Helme sind schlichter und schöner und wer mein Auge nicht mit Zotteln oder seltsamen geometrischen Figuren auf dem Kopf quält, darf meinethalben in der Liftschlange rauchen, eine verspiegelte Sonnenbrille tragen oder grüne Handschuhe.

Das wäre es dann schon. Danke und Ski heil.

Dieser Beitrag hat einen Kommentar
  1. Uli
    3. Dezember 2014

    Naja, da würden mir schon noch ein, zwei, 1001 Bitten einfallen…

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